Schmelz
1789
– 1828 Wo
im vereinten Strahl der Hoheit und der Milde
Der Erde Herrscher Diademe tragen,
Für Bürgerglück der Fürsten Herzen schlagen:
Da wird das Vaterland zum Lustgefilde.
Wo Kunst, geschützt von Pallas mächt’gem Schilde,
Hinan zu Thronen sich darf freudig wagen;
Da weichet Dämm’rung ewiglichten Tagen.
Das Leben wird zum freundlich holden Bilde.
Und solch ein Reich in hoher Lust zu schauen,
Hast Du, erhab’nes Fürstenhaus, gegründet!
Ein würdig Feuer hast du angezündet,
Das herrlich strahlet in Bavariens Gauen,
Zum Glanzsaal wandelt finst’re Nebelauen,
Den schönen Tag, der nimmer stirbt, verkündet!
Ernst Jakob Der
Tod des Erlösers
Schmelz
1789
– 1828 Die
große Schuld der Menschheit auszusühnen,
Hat sich der Herr zum Opfer hingegeben.
Um himmelwärts das Irdische zu heben,
Blüht Leben aus des Todtenreich’s Ruinen.
Es eint sein Tod das Leben höchstem Leben,
Läßt aus den Nächten ew’ge Lenze grünen,
Zerstört der Hölle teuflisches Erkühnen,
Entringt den Geist dem irdischkleinen Streben.
Und so, aus Nacht den hellen Morgen schauend,
Saß unser Herr und Meister bei den Seinen.
Die Menschheit von dem Sterblichen zu reinen,
Brach er das Brod und nahm den Kelch vertrauend,
Durch seinen Tod ein Retter zu erscheinen,
Sprach: „Nehmet hin, auf den Erlöser bauend!“
Schmelz
1789
– 1828 In
Einsamkeit, in düsteren Ruinen,
Wo selten sich ein irrer Wandrer zeiget,
Wo eine finst’re Oede ewig schweiget,
Zypressen nur und Kiefern traurig grünen,
Wo Phöbus nie im hellen Glanz erschienen,
Der Burggeist nur in dunkeln Gängen schleichet,
Der Fremdling ob dem Schreckenbild erbleichet,
Sich fromm bekreuzt mit todesbleichen Mienen:
Auch da noch blüht in der Geliebten Armen
Ein Padadies dem liebenden Verlangen.
Darf Liebe nur sich unbelauscht umfangen,
An treuer Brust die treue Brust erwarmen;
So bist du nah’ den Himmel zu empfangen
Und glaubst, das Weltall freudig zu umarmen!
Ernst Jakob An
den Gleichgestimmten
Schmelz
1789
– 1828 Was
in der Weihe schöner Götternacht
Lebendigfrisch die Muse hat empfunden,
Das weih’ ich dir als Denkmal jener Stunden,
Der du solch Leben selber oft durchwacht,
Wo von der Himmer hoher Wundermacht
Anbetend wir, von Seelenfreuden trunken,
Versanken in der Sphären Zauberpracht.
Wir glaubten da den Weltengeist zu fühlen,
Zu hören schon der Seligen Gesänge.
Der Harf’ entrauschten der Begeist’rung Klänge.
Die Sprache gebend heiligen Gefühlen,
Da sank der Vorhang von der Schöpfung Wunder.
Ein Chor von sel’gen Geistern kam herunter!